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Sturmfahrt nach HamburgSturmfahrt nach Hamburg

Wilhelmshaven achtern raus
Es ist Donnerstag und in unseren Köpfen drückt der Gedanke nach Abenteuer und Seefahrt. Wir wissen: morgen geht es los, morgen werden wir unser kleines Boot von Wilhelmshaven bis nach Hamburg steuern und es soll eine schnelle Fahrt werden, denn die 265 Seemeilen (Etwa 500 Kilometer) werden wir in drei Tagen auf dem Wasser zurücklegen. 

 

Es ist schon ein grummeliges Gefühl in der Magengegend, wenn man weiß, dass man mit einer - na ja - Nussschale auf diesem schlimmsten aller Meere fahren soll und dann auch noch in drei Tagen eine solch große Strecke. 

 

Die Nordsee wird nicht umsonst Mordsee genannt und das von erfahrenen Seemännern die es wissen müssen. Schließlich saufen jedes Jahr erneut Männer ab. Vor zwei Jahren sogar die Männer auf einem unserer Seenotrettungskreuzer. 

Dieter und ich haben die Reise schon vor langer Zeit geplant und morgen werden wir die Leinen losschmeißen und dann geht es ab nach Hamburg, 

 

Hummel Hummel - Mors Mors!

Am nächsten Tag klingelte schon um 06:30 Uhr das Telefon, es war Dieter: 

"Moin Holli, denkst du bitte an die Seekarten!" 

 

Ich hatte sie mitgenommen um mir die Strecke noch einmal genau anzusehen. Wenn wir in schwere See kommen, dann haben wir nicht mehr die Gelegenheit Karten anzuschauen; denn dann fliegt meist alles, was nicht fest verzurrt ist hin und her und das Auge ist auch nicht mehr in der Lage einen festen Punkt auf der Seekarte zu fixieren. Nun ja, wenn man eine Sturmfahrt schon einmal auf einem kleinen Boot erlebt hat, dann weiß man, woran man denken muss, damit auch ja nichts passiert. 

Elbmündung! Ganz schön kabbelige Ecke! Dachte ich so vor mich hin und stellte fest, dass mir irgendwie kotzübel war. Ich ging zur Toilette und erledigte einen unkontrollierten Lebensmittelauswurf. 

Puh war mir schlecht. 

Es war die Aufregung, schließlich könnte ja alles Mögliche passieren und ich bin leider ein übervorsichtiger Mensch. Alles musste passen, jede Koordinate musste genau errechnet und in den GPS (Satelliten-Navigationsgerät) eingegeben werden. Ich machte mir richtig Sorgen, denn der Wetterbericht viel auch noch negativ aus. 

Windstärke 6, in Böen bis zu 8. 

Für mich stand im Grunde fest: Auslaufen unmöglich! Andererseits sagten wir uns aber auch, dass wir mit unserem schnellen Boot im Notfall immer noch schnell wieder einen schützenden Hafen anlaufen können und somit wollte ich meinem Freund Dieter auch diesen Spaß, auf den wir uns ja lange vorher schon gefreut hatten, nicht verderben.

Als ich mit meinem Auto die Wilhelmshavener Nassaubrücke erreichte, hatte Dieter schon alles klar gemacht. Der Achtzylinder brabbelte seine gewohnte Melodie und über UKW wurden die ersten Gespräche der Frühaufsteher abgewickelt. Die letzten Vorbereitungen waren getroffen und es hieß: 

"Leinen los!"

Zwischen dunklen Gewitterwolken lugte die Sonne hervor. Na ja, der Tag kann ja doch noch sehr schön werden, dachte ich und so fuhren wir mit etwa 20 Knoten (1Knoten = 1 Seemeile = 1852 Meter) durch die eher aufgewühlte See. Hinter uns der Nassauhafen, weißes, aufgewühltes Schraubenwasser und vor uns Wind, hohe Wellen und diesige Sicht. Wir fuhren nach den Angaben, die uns unser kleiner Satelliten-Navigator lieferte, zwischendurch sahen wir uns um und beobachteten das achterliche Fahrwasser. Die Wilhelmshaven auf dem Weg nach Helgoland musste jeden Moment auftauchen. Wir liefen noch ganze 10 Knoten, die raue See ließ einfach nicht mehr Fahrt zu und wir wussten, dass das große Fahrgastschiff bei jedem Wetter mit 18 Knoten durch die See stampft. 

An Steuerbordseite ging gerade die Backbordtonne 18 vorbei, die Wilhelmshaven war immer noch nicht in Sicht und die Wellen wurden immer höher und schlugen schon teilweise über das ganze Boot um sich hinter uns wieder mit der schäumenden Gischt zu vereinen. 

Dieter saß am Ruder, die Scheibenwischer liefen und ich versuchte den Kaffee und die belegten Brote ins Gespräch zu bringen. Es klappte - nach einigen Versuchen und mehreren Stößen an Kopf und Knie gelang es mir dann doch die Tasche mit den Kostbarkeiten nach oben zu holen. 

Jetzt ging es mir auch schon wesentlich besser und die stürmische See machte mir eh nichts aus. Es schmeckte sogar richtig köstlich und der Kaffee tat unheimlich gut und wärmte uns sehr schön durch. 
Plötzlich tauchte die Wilhelmshaven auf. Sie war noch kaum auszumachen, aber sie stampfte beharrlich gegen die schwere See an. Wir hielten unseren Kurs und rechneten uns aus, dass sie etwa 20 Minuten brauchen würde um uns einzuholen, dann würden wir ihr Kielwasser für uns ausnutzen und hinter ihr die Fahrt erhöhen können. Hinter den großen Schiffen ist das Wasser meist sehr viel ruhiger, so dachten wir und somit könnten wir dann auch unsere Fahrt erhöhen, denn wir wollten mit der Flut in die Elbe kommen um dann nicht gegen den Strom, der immerhin mit 4 Knoten den Fluss hinaufläuft, zu fahren.

...wer wird denn hier seekrank!??

Hier lesen Sie die Geschichte weiter:

Der Prinz vom 12ten Planeten

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...hier geht es in die Ostsee

Katamaran! Gefährlich quirlich

Der Hafen von Wedel (Hamburg)


Mast un Schootbruch ...
holli
Tostaennig foer Seemannsgoorn un kien Seemannsgoorn.

Au ja, lasst uns die Seemannsbäuche halten 
Rächtzschreipfähler (c) 1996 by Holger Ehrling

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